Handwerkskunst

Viele Jahrhunderte lebten die Menschen im Erzgebirge vom Bergbau. Wenn Bergleute durch Unfälle Invaliden wurden oder aus Altersgründen nicht mehr unter Tage arbeiten konnten, versuchten sie mit der Fertigung von Holzfiguren ihr Überleben zu sichern. Holz als Werkstoff war schließlich ausreichend vorhanden. Die ersten figürlichen Darstellungen waren meist die Bergleute selbst.

Aber es gab nicht nur geschnitzte Holzbergmänner. In sogenannten "Guckkästen" wurden ganze Bergwerke in Miniaturform nachgebaut. Die beweglichen Figuren schlugen Erz, schoben die beladenen Wagen oder fuhren in den Schacht ein, wenn man die Kurbel am Kasten drehte.


Kleinfiguren

Mit dem Niedergang des Bergbaus im 19. Jahrhundert wurde die wirtschaftliche Not der Bergleute sehr groß, und das Fertigen der Holzfiguren entwickelte sich zum neuen Hauptverdienst. Es entstanden die noch heute typischen Nussknacker, Pyramiden, Räuchermännchen, Schwibbögen und Lichterengel. Auch Kinderspielzeug wurde gefertigt, besonders Tierfiguren, die mit der Einführung des Reifendrehens im 19. Jahrhundert nicht mehr einzeln mit großem Aufwand geschnitzt werden mussten.


Reifentiere*

Das Licht spielt eine zentrale Rolle in der Erzgebirgskunst. Wenn der Bergmann im Winter morgens in den Stollen ging, war es noch dunkel. Er arbeitete den ganzen Tag im Dunklen unter Tage. Und wenn er abends aus dem Bergwerk kam, war die Sonne bereits wieder untergegangen. Somit sahen die Bergleute in der dunklen Jahreszeit die Sonne oft sehr lange nicht. Daraus entwickelte sich die unbändige Sehnsucht nach Licht, die sich in den beleuchteten Schwibbögen, Lichterampeln und den Kerzen tragenden Figuren von Engel und Bergmann wiederspiegelt.


Lichterampel*

Jeder Ort im Erzgebirge hat seine handwerklichen Besonderheiten und Spezialisierungen. Da es in Altenberg Zinngruben gab, sind dort natürlich besonders die Zinnfiguren zu finden.
Typisch für die Gegend um Annaberg ist die berühmte Spitzenklöppelei, die ab dem 16. Jahrhundert mit dem Niedergang des Bergbaus zu einer wichtigen Einnahmequelle wurde. Vor allem in Heimarbeit wurden die filigranen Wunderwerke gefertigt, wobei jeder Ort seine Besonderheiten in Muster und Verarbeitung hat. Der Legende nach lernte Barbara Uthmann die Kunst des Klöppelns von einer aus den Niederlanden vertriebenen Brabantin. Auch wenn diese Geschichte nicht stimmt, spielte die Annaberger Unternehmerin Mitte des 16. Jahrhunderts eine wichtige Rolle im Handel- und Verlagswesen mit Klöppelware.


Nussknacker*

*Foto: Spielzeugmuseum Seiffen


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